Der Universelle Gottesdienst
ist
der religiöse Dienst der Kirche für Alle und für alle Kirchen.
Er wird so genannt, weil er die Einheit der religiösen
Ideale anstrebt, um denen, die verschiedenen Religionen angehören,
eine Möglichkeit der gemeinsamen Verehrung zu geben und zu
entdecken, dass es eine Quelle gibt, aus der alle Heiligen
Schriften gekommen sind.
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Der Universelle Gottesdienst
ist
nicht eine weitere Kirche,
um in die Vielfalt der bereits existierenden Kirchen
mit einbezogen zu werden. Es ist eine Kirche, die denen, die verschiedenen
Religionen angehören, eine Möglichkeit gibt, gemeinsam
anzubeten und den großen Wesen Ehre zu erweisen, die von Zeit
zu Zeit kommen, um der Menschheit zu helfen. Die verschiedenen Heiligen
Schriften derer, die Weisheit gelehrt haben, werden am Altar der
Kirche für Alle gelesen. Dennoch ist niemand gezwungen, in
dieser Kirche zu gehen, doch jeder Mensch, zu welcher Kirche er
auch immer gehören mag, ist willkommen. Die Idee von der Einheit
der Menschheit ist eine Sichtweise. Es bedeutet eine bestimmte Anschauung
vom Leben zu haben, aber nicht zwangsläufig, in eine besondere
Kirche zu gehen. Religion ist etwas, das die Tiefe des Herzens
berührt, und jeder hat seine eigene Vorstellung von der Religion,
die er für heilig hält.
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Der Universelle Gottesdienst ist
die Religion von allen großen Lehrern der Menschheit.
Es ist der Widerhall derselben göttlichen Botschaft,
die seit altersher von Zeit zu Zeit gekommen ist, um die Menschheit
zu lehren. Deshalb ist es keine neue gesonderte Religionsrichtung,
sondern dieselbe Botschaft, die der Welt bereits gegeben worden
ist und die Botschaft von Jesus Christus und allen anderen großen
Lehrern der Menschheit beinhaltet. Es ist die Fortführung der
Religion aus alter Zeit, die immer schon existierte und immer existieren
wird, eine Religion, die zu allen geistigen Lehrern und heiligen
Schriften gehört. Es war die Hoffnung aller Propheten,
das Gebet und das Begehren aller großen Seelen, dass das Licht,
gegeben in all den verschiedenen Formen, wie den buddhistischen
Schriften, dem Qur'an, dem Tenach, der Bibel oder den Lehren Krishnas
oder Zarathustras, jedem bekannt sein sollte.
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Die Aufgabe des Universellen
Gottesdienstes ist,
die
Einheit der Religion zu verbreiten.
Es ist keine Mission, um einen speziellen Glauben
oder irgendeine Kirche oder Religion zu unterstützen; es ist
eine Aufgabe, Anhänger von verschiedenen Religionen und Überzeugungen
in Weisheit zu vereinigen, so dass sie, ohne ihre eigene Religion
aufgeben zu müssen, in ihrem eigenen Glauben stärker werden
und (mit einer anderen Sichtweise) das Licht auf ihn richten können.
Auf diese Weise wird ein größeres Vertrauen, eine größere
Überzeugung, in der Menschheit aufgebaut werden.
Hinter allen Kriegen steht eine Beeinflussung
durch Religion. Wann immer es einen Krieg gegeben hat, und gerade
jetzt in solchen Kriegen, durch die wir durchgegangen sind, sehen
wir immer den Einfluss von Religion. Menschen denken, dass
der Grund für Krieg überwiegend politisch sei, doch Religion
ist ein größerer Kriegshetzer als irgendwelche politischen
Ideen. Jene, die ihr Leben für eine Idee hingeben, zeigen immer
einen Hang zu Religion.
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Der Universelle Gottesdienst ist zu dem Zweck eingeführt,
dass
es Menschen verschiedener Glaubensrichtung und Religion
ermöglicht
wird, zusammenzukommen und
ihre
Verehrung in einem gemeinsamen Ritual darzubringen.
An erster Stelle steht die dringende Notwendigkeit,
dass Ost und West sich zur spirituellen Entwicklung der ganzen Menschheit
vereinigen mögen, und das kann nur geschehen, wenn all die
verschiedenen Religionen, zumindest die Anhänger der verschiedenen
Religionen, zusammenkommen und gemeinsam Gott verehren. Dann wird
es sich weit verbreiten, weil dies das dringende Bedürfnis
der ganzen Welt und der Menschheit ist. Das Bedürfnis nach Universellem
Gottesdienst ist größer als man sich vorstellen kann, weil es dafür
eine Empfänglichkeit bei Menschen aller Religionen gibt.
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Das Gebäude
Wie wird es entworfen, und wie soll es konstruiert
werden? Es wird durch die Hand Gottes entworfen, und es muss durch
unsere Gedanken von Harmonie, von Liebe, von Schönheit konstruiert
werden. Es sind unsere Gedanken und unsere Gefühle, die in
diesem Tempel als Steine und Ziegel dienen werden und es sind unsere
Gefühle, die diesen Tempel während der kommenden Jahrhunderte
halten werden
Wenn das der einzige Grund ist, warum muss man ein
Gotteshaus haben; würde es nicht irgendeine kleine Sache auch tun?
Warum muss man von bedeutenden und großartigen Dingen träumen? Doch
können Sie sich vorstellen, dass jemals etwas zu gut wäre für ...
ein Symbol der religiösen Einheit und Toleranz?
Wenn man in der physischen Welt steht, gibt es Würde, die in Betracht
gezogen werden sollte. Wird Ihr Sinn für Würde zufrieden sein, sich
vorzustellen, dass der Universelle Gottesdienst in einer Garage
gegeben wird? Aber gleichzeitig dürfen wir (Anm.:
alle die daran mitwirken) nicht sparsam in unserem Beitrag
sein, Schönheit hinzuzufügen, in welcher Form wir auch fähig sein
mögen, sie zu geben. Denn es wird auf der Ebene der Erde ein kleines
Andenken bleiben, ein Andenken an Ihre Hingabe an die Sache, ein
Andenken an dieses Ringen und Verfechten, durch das Sie hindurch
gehen mussten und noch hindurch gehen, so dass die Menschen Ihre
Hingabe noch nach Jahrhunderten sehen werden und wie Sie dafür sogar
auf der physischen Ebene arbeiteten, um Ihre Hingabe durch das Erbauen
jenes Gebäudes auch auf der geistigen Ebene zu beweisen ...
Abschließend möchte ich
sagen, dass wir zufrieden sein sollten mit dem Gotteshaus, das eines
Tages gebaut werden wird, und dass wir niemals denken sollten, dass
die Absicht, das Gotteshaus zu bauen, zu gut oder zu schön für uns
sein kann.
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| Hazrat Inayat Khan hat als erster authentischer Sufimeister die Anschauungen der Sufis in den Westen gebracht (1910-26) und sie zu einer Spiritualität der Zukunft entwickelt, die weit über den begrenzten Rahmen einer bloßen "Mystik des Islam" hinausgeht, auf den die Vorstellungen der westlichen Medien vom Sufismus sich leider heute noch beschränken. Sein Anliegen war die Einheit der Religionen in der einen, allem zugrunde liegenden Wahrheit. | |